
Meine Oma wirft nie etwas weg. Meine Mutter dagegen liebt das Entrümpeln und Ausmisten. Ich stehe irgendwo dazwischen. Ich hebe nicht jeden Joghurtbecher auf, mag aber alte Sachen und sammle Dinge, aus denen man irgendwann etwas interessantes Neues machen kann.
Vor drei Jahren hat meine Oma mir Stricken beigebracht und Nadelklappern ist seitdem zu meiner liebsten Entspannungsaktivität geworden. So bin ich zu dem Wollerbe gekommen – fünf Kisten Wollreste von meiner Oma, die nicht mehr strickt, weil ihre Augen nicht mehr mitmachen und sie nach fünf Kindern, vierzehn Enkelkindern und dem entsprechenden Bedarf an Mützchen, Jäckchen oder Socken keine Lust mehr darauf hat.
Manche der Knäuel kamen mir sofort bekannt vor, von den Pullovern im Schrank meiner Mutter, die daraus gestrickt sind.

Meine Oma weiß Qualität zu schätzen. Echte Wolle liegt ihr besonders am Herzen und einige Knäuels sind sorgfältig beschriftet. Sie hat mir auch einen Tipp gegeben, falls ich mir bei einem Rest einmal nicht sicher bin, ob es sich um Wolle handelt: wenn man ein Stückchen vom Faden anzündet und es wie verbrannte Haare riecht (die man gleichzeitig testen kann), ist es wahrscheinlich Wolle. Ich habe diesen Trick allerdings noch nicht ausprobiert!
Ich weiß nicht, zu welcher Zeit diese pastellfarbenen „Flammé“-Baumwollknäuel in Mode waren oder was man damit anstellen kann, aber ich bin damit jetzt reich ausgestattet! Interessant, wie sich auch die Banderolen im Lauf der Zeit verändert haben. Wie gut würde sich heute wohl „Joint“ oder „Stahlwolle“ verkaufen?