Ich habe eine neue Nähmaschine, oder besser gesagt, zwei: Eine Overlock und eine Computernähmaschine. Und um meine neuen Schätzchen besser kennen zu lernen, habe ich in den vergangenen zwei Monaten so viel genäht wie lange nicht mehr.

Dazu kam es so: Nach den letzten Abenteuern in Jersey, wie etwa den zwei Noas, hatte ich schon länger den Plan, mir eine Overlock anzuschaffen. Zu meinem letzten Geburtstag im Juli habe ich mir dann eine Babylock-Maschine geleistet. Mit Lufteinfädelung, versteht sich, für Hastige wie mich.
Aber als ich im Laden dann an all den schönen Nähmaschinen vorbeilief und sie ausprobieren durfte, sah meine kleine alte W6 – das liebe, widerstandsfähige Anfängermodell mit den drei Drehknäufen – auf einmal ganz schön alt aus. Leider habe ich mich auch sofort treffsicher in eins der teuersten Geräte verguckt, eine B570 Quilters Edition von Bernina, und musste erst einmal schlucken, als ich den Preis hörte. Brauche ich sowas wirklich? – dachte ich mir, und entschied mich dann zu Hause, „nur mal so zum Spaß“ aus Resten ein Probe-Patchworkstück zu nähen, um zu sehen, ob ich für so etwas überhaupt die Nerven habe.
Was natürlich genau die falsche Methode war, um sich vom Ankauf der teuren Maschine abzubringen – denn ui, es machte tatsächlich Spaß, aber wie viel mehr Spaß hätte es gemacht, wenn mein altes Maschinchen nicht andauernd die Säume verzogen und sich alle zwei Reihen an der Wattierung verschluckt hätte… Luxusprobleme, ich weiß, aber die können einem auch ganz schön auf die Nerven gehen.


Also habe ich dann, nach einigen Tagen „Abkühlzeit“, tatsächlich auch noch die neue Nähmaschine gekauft. Und wir sind schon ziemlich beste Freude geworden.
Mein erstes Projekt mit den zwei Neuankömmlingen (der Bernina, Rufname „Bernie“, und der weniger kommunikativen und daher noch namenlosen Overlock) war ein altbekanntes Projekt: der Hoodie „Noa“ nach dem Schnittmuster von Fadenkäfer, den ich schon zweimal genäht habe; eigentlich ein Herrenschnitt – aber in der kleinsten Größe passt er auch einer 1,60-Frau wie mir. Als Material habe ich erneut einen flauschigen Sweatjersey verwendet, und die Verarbeitung war eine reine Freude. Keine verkeilten Unterfäden mehr, wenn einmal über vier oder gar sechs Lagen genäht werden muss. Kein kompliziertes An- und Abbauen des Obertransportfußes. Und das Wunder von Bernies Kniehebel: endlich kein Verrutschen der Stofflagen mehr, während man mit einer Hand umständlich nach dem Nähfußhebel angelt…!


Und obendrein kann Bernie wunderbar ziersticken und applizieren. So kamen die blumigen Stoffapplikationen, die ich vor einiger Zeit bei Stoff und Stil mitgenommen hatte, auch noch zu Ehren.



So sieht der fertige Hoodie aus:




Weil das Applizieren so viel Spaß gemacht hat, folgte bald darauf noch ein Reißverschluss-Etui für meine Strickutensilien nach einer sehr schönen Anleitung von Christiane Colsman, deren Aufforderung, doch einfach mal zwei schöne Hobbies zu verbinden, mich natürlich sofort angesprochen hat… Zugegeben, von außen ist mein Etui ein wenig wie ein Federmäppchen für die siebte Klasse geraten. Aber innen bietet es viele Fächer für meine austauschbaren Stricknadeln. Der Rest ist ja bereits in einer Rolle untergebracht.







Aber zum Nähalltag gehört ja nicht nur das Anfertigen von neuen Dingen. Ihr kennt das sicher: „Du nähst doch, kannst du nicht mal hier das Loch…?“
Von meiner eigenen Hosen- und Säume-Zerreißneigung, oder der Tatsache, dass ich gekaufte Hosen meist einkürzen muss, einmal ganz abgesehen.
Aber zum Glück kann die neue Maschine auch ziemlich kreativ flicken. Zum Beispiel, ohne vom gerade Weg abzukommen, Baumwollspitzen-Streifen aneinandernähen und damit hübsches Flickmaterial herstellen. Oder beim Umsticheln von Löchern Gebrauch von ihren zahlreichen Zierstichen machen…



Ich weiß, Nähanfängern wird immer gepredigt, bei der Anschaffung einer Maschine nicht auf 1000+ Zierstiche zu gucken, und da ist tatsächlich etwas dran. Meine alte W6 für unter 200 Euro hat so gut wie keine Zierstiche und ich habe damit 10 Jahre lang glücklich genäht. Aber ich muss sagen, es hat seinen Reiz, jetzt gewissermaßen zum „nächsten Level“ aufgestiegen zu sein!
… Und zu guter Letzt noch ein zaghafter Quiltversuch! Oder besser, Patchwork mit ein paar Quernähten, mehr traue ich mich noch nicht. Wir hatten noch ein Schaumstoffrechteck von einer alten Polsterauflage herumliegen, und ich hatte mir vorgenommen, daraus ein Sitzkissen für die Gartenbank zu nähen. Hierbei war die Restekiste wieder sehr nützlich.


Beim Nähen des Kissens habe ich die Anleitung für ein „Floor Cushion“ aus dem Sewing Bee Buch verwendet, die auch kostenlos im Internet zur Verfügung steht. Dieser Überzug für ein rechteckiges Sofa- oder Sitzkissen hat einen Reißverschluss und Biesen an den Ecken.
So sah meine Version aus:





War sonst noch etwas? Ach ja, Kissenhüllen! Für diese Schaumstoffkissen von Ikea, auf die Standard-Bezüge einfach nie so richtig passen wollen.
Hierfür habe ich auf Wunsch der Kissenbesitzerin einen 90×90 cm Bezug auf die Hälfte verkleinert und dann mit den angefallenen Resten, sowie weiteren Stoffresten aus einem „Recycled Sari Squares“ Set von Oxfam, einen zusätzlichen neuen Bezug genäht. Zur Verstärkung der Nähte habe ich schmale Baumwollbänder appliziert, die die Oberfläche (hoffentlich) etwas widerstandsfähiger machen.



Mit all diesen neuen Nähabenteuern ist der Sommer nun ziemlich schnell vorbeigegangen!
Beim Durchlesen stelle ich fest, dass ich ein wenig ins Schwärmen geraten bin – es gibt sicher noch Haken und Nachteile, die ich bei meinem bisherigen, oberflächlichen Eindruck von den beiden neuen Geräten noch nicht bemerkt habe. (Zumindest die Anschaffung von zusätzlichen Nähfüßen für Bernie sorgte doch bereits ziemlich schnell für zusätzliche unerwartete Kosten.) Aber momentan bin ich trotzdem zufrieden und freue mich, jetzt – zumindest theoretisch – „alles“ nähen zu können.
Mit welchen Maschinen arbeitet ihr und was sind eure Erfahrungen damit? Ich würde mich sehr freuen, von euch zu hören!
Liebe Grüße,
Eure Eva
Verlinkt beim Du für Dich Am Donnerstag #174.
Liebe Eva, beeindruckend, was Du mit der neuen Maschine schon alles geschaffen hast und welche Energien das freigesetzt hat. Alle Werke sind richtig schön geworden. Da hat sich die Kaufentscheidung gelohnt.
Im Zierstichhimmel bin ich tatsächlich noch nicht angekommen. Aber dass man manchmal eine Maschine ganz ganz unbedingt haben muss, das kenne ich 🙂
LG Sonnenschoen
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Hallo Sonnenschoen!
Vielen Dank fürs Vorbeischauen und Lesen, und für so einen lieben Kommentar! Bei „Zierstichhimmel“ musste ich gerade lachen, es ist nämlich GENAU, wie ich mich fühlte… Aber im tagtäglichen Leben braucht man so etwas ja doch eher selten. Und du hast recht, manchmal ist es auch bei einer Nähmaschine Liebe auf den ersten Blick (/Stich)!
Viele liebe Grüße zurück,
Eva 🙂
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